Klaus Minges, Dr. phil. |
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Franz Zelger*: Sammeln in der frühen Neuzeit Eine Untersuchung von Klaus Minges (Rezension in der Neuen Zürcher Zeitung am 8.9.1998, S. 47)
In seiner Dissertation über «Das Sammlungswesen der frühen Neuzeit»
geht es Klaus Minges nicht nur darum, aufzuzeigen, nach welchen Richtlinien
die Sammler ihre Kollektionen aufbauten, wie sie ihre Schätze präsentierten,
sondern mehr noch um die Frage: Wie und warum änderten sie ihre Präsentation
im Laufe der Zeit? Seit
Beginn des «Grand siècle» lässt sich die Entwicklung der «Kunstgalerie»
im Sinn eines Sammlungsraumes aufspüren. Als erstes Beispiel einer
Gemäldegalerie mit variabler Bildausstattung gilt die Kollektion der
spanischen Habsburger im Alcàzar zu Madrid, der Philipp IV. das
Gepräge gegeben hat. Durch zahlreiche Ankäufe und durch Aufträge an
die Weltelite der Maler brachte er die Gemäldebestände auf über 5000
Werke. Mehr und mehr verschwanden in der Folge die enzyklopädischen
Sammlungen auch im übrigen Europa aus dem repräsentativen Bereich.
Der Siegeszug der Kunstgalerie setzte ein. Es gab verschiedene Möglichkeiten,
die Bilder zu ordnen, nach Genres oder nach Präferenzen der Besitzer,
die üblicherweise ihre «pièces de résistance» in den Repräsentationsräumen
- primär im Empfangssaal - placierten. Seit der zweiten Hälfte des
17. Jahrhunderts entstand die sogenannte Bildertapete, ein
Trauma aus dem Blickwinkel moderner Ästheten. Dabei achteten die Ausstatter
des Barock darauf, dass möglichst kein Stückchen Wand mehr sichtbar
blieb. Als
akribischer Forscher verfolgt Minges anhand von zahlreichen Sach-
und Schriftquellen die Einflüsse von Philosophie und Literatur
auf das Sammlertum bis zum Einsetzen des Historismus. Er leistet
mit dieser facettenreichen Abhandlung eine fundierte, kontinuierliche
und epochenübergreifende Bearbeitung eines aktuellen Themas, das in
jüngster Zeit durch vielbeachtete Monographien und Ausstellungen in
den Blickpunkt des kulturgeschichtlichen Interesses gerückt ist. Klaus Minges: Das Sammlungswesen der frühen Neuzeit. Kriterien der Ordnung und Spezialisierung (Museen - Geschichte und Gegenwart, Band 3). Lit-Verlag, Münster 1998, ISBN 3-8258-3607-x. 257 S., Abb., Fr. 46.- * Franz Zelger ist Ordinarius für Kunstgeschichte an der Universität Zürich Zurück zum Schriftenverzeichnis |
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Klaus Minges · Mail: klausminges@yahoo.com· Web: www.minges.ch |
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